Steinmeyer-Orgel op.1438 - Dirk Elsemann

Direkt zum Seiteninhalt
Der letzte uns vorliegende Dispositionsentwurf ist vom 23. September 1926. Demnach wurde das jetzige Instrument in nur 6 Monaten als op. 1438 erbaut. Oberregierungs- und Baurat Wilhelm Fahlbusch (Mitglied der Gemeinde Heilig Kreuz, Berlin-Wilmersdorf) entwarf den Prospekt mit seinen 97 klingenden Prospektpfeifen. Der Preis der Orgel betrug 26.140 Reichsmark; die Disposition wurde vom nachmaligen Passauer Domorganisten Otto Dunkelberg aufgestellt, der zu dieser Zeit in Berlin als Kirchenmusiker an der St. Maria-Viktoria-Kapelle tätig war und dort schon die Steinmeyer-Orgel (op. 1300) im Jahre 1921 erbauen ließ. Ebenso war er maßgeblich an der Planung der großen Steinmeyer-Orgel der kath. Pfarrkirche Corpus-Christi (op. 1400) im Jahre 1925 beteiligt.

Am Palmsonntag, den 10. April 1927, spielte Otto Dunkelberg die neue Orgel in Heilig Kreuz ein. Die Weihe vollzog der sel. Prälat Bernhard Lichtenberg. Das Instrument besaß 33 Register und 2 Transmissionen auf 2 Manualen und Pedal bei pneumatischer Traktur und Taschenladen (System Witzig).

Neben den insgesamt achtzehn 8'-Registern findet sich die typisch deutsch-romantische Zungenbesetzung wieder (8'-Trompete, 8'-Oboe, 16'-Posaune), jedoch keine Einzelaliquoten oder hochliegende Mixturen. Extrem weite Mensuren prägen das Klangbild. Die Prinzipale z. B. klingen sehr nachromantisch, nicht sehr obertonreich wie in der Romantik, dafür umso breiter und kräftiger. Die Disposition ist für diese Zeit allerdings schon sehr außergewöhnlich, zumal Steinmeyer zeitgleich neobarock konzipierte Instrumente baute, die allerdings auch noch bis in die 60er Jahre auf Taschenladen standen.

In der Akte "Disposition und Kostenberechnung" sind interessante Angaben zu lesen, die Steinmeyer zu fast allen Registern gemacht hatte. Auf bilderbuchartige Weise liest man  dort:

Principal 16' großer, sonorer Ton
Principal 8' markiger Principalklang
Gamba 8' präzis streichende Intonation
Dolce 8' sehr zart und weich
Gemshorn 8' Silbermann-Mensur
Gedeckt 8' runder Gedecktton
Harmonieflöte 8' klarer Flötentön
Octav 4' principalmäßige Intonation
Rohrflöte 4' etwas bedeckter Flötenton
Rauschquinte 2f. helle Intonation ohne Schärfe
Mixtur 3-4f. gibt Glanz und Fülle

Bourdon 16' dunkle, füllende Intonation
Salicional 8' angenehme, leicht streichende Intonation
Aeoline 8' zart und saitenartig streichend
Vox coelestis 8' in schwebender Stimmung von sehr schöner Wirkung
Lieblich Gedeckt 8' gemäßigte Intonation
Jubalflöte 8' großer, weittragender Flötenton
Quintatön 8' obertonreiche Intonation
Prestant 4' klare Intonation
Traversflöte 4' lieblicher Querflötenton
Flautino 2' leichte, flötenmäßige Intonation
Sesquialtera 2f. eine weiche, sich besonders mit Streichern vorzüglich verbindende Stimme
Harmonica aetherea 2-4f. Intonation silberhell glänzend
Oboe 8' schöner Oboenton

Contrabaß 16' voller, markiger Ton
Subbaß 16' Intonation voll und im Grundton
Octavbaß 8' starker Principalcharakter
Violoncello 8' schöner Streichton
Choralbaß 4' klare Intonation
Posaune 16' voller Posaunenton
Created with WebSite X5
Besucherzähler Homepage
Besucher:
Stand: 29.10.2024
Zurück zum Seiteninhalt